Do
05. Jun
2025
20:00

Hausu
JPN 1977 | 87 Min. | OmeU | R: Nobuhiko Obayashi mit K. Ikegami, K. Oba, Y. Minamida

Die 16-jährige Oshare kann nicht akzeptieren, dass ihr verwitweter Vater eine neue Frau heiraten will und beschließt, gemeinsam mit sechs Freundinnen den Sommer im Landhaus ihrer Tante zu verbringen. Die Gruppe wird von ihr wärmstens empfangen, doch schnell wird klar, dass das opulente Anwesen ein Eigenleben führt. Nobuhiko Obayashi, der 1977 mit Hausu nach zahlreichen Experimental- und Werbefilmen sein kommerzielles Filmdebüt gab, nutzt jeden verfügbaren Spezialeffekt, um ein surreales Werk zu erschaffen, das trotz seiner exzentrischen Inszenierung von tiefer Melancholie durchzogen ist.

Ausgewählt vom Autor Sven Pfizenmaier in Kooperation mit der Reihe Neue deutsche Seltsamkeit des Literaturbüro NRW. Sven Pfizenmaier und Carla Kaspari lesen am Tag zuvor in der Musikbar Schleuse Zwei im Bilker Bunker. Weitere Infos zur Veranstaltung am 04.06. in der Schleuse Zwei.

Sven Pfizenmaier über Hausu:

Hausu schöpft so viele Dinge aus, die ich am Erzählen toll finde. Allen voran: Ultimativer Kitsch. Ultimativ im Sinne von: Jede Emotion hat ein Orchester dabei, sie wird schreiend und/oder weinend vorgetragen, der Himmel brennt. Dieser Kitsch schießt so weit übers Ziel hinaus, dass jeder Zweifel an seiner Aufrichtigkeit weggeblasen wird, man trippt anderthalb Stunden lang durch jugendliche Verletzbarkeit und Sehnsüchte, nationale Traumata, familiäre Unterdrückung. Man bekommt Bilder zu sehen, die man garantiert, in einem ganzen Leben, nur in diesem Film zu sehen bekommt. Das ist nicht wegen der Einzigartigkeit der Bilder an sich schön (sonst ließe sich die Schönheit auch durch stumpfe „Kreativität“ erzeugen). Es ist so schön, weil Hausu das Verwirrtsein und die Überforderung und die Ängste des Aufwachsens wie nur wenige andere Filme ernstnimmt und zum Programm macht. Ich sehe darin eine Art des Erzählens, der ich mich sehr verbunden fühle, es ist ein Erzählen, in dem es kein großes Interesse daran gibt, Gefühle dadurch individuell erscheinen zu lassen, indem man sie verkompliziert oder möglichst genau ausdifferenzieren will. Im Gegenteil werden Gefühle quasi nur in ihrer rudimentären Basisform kommuniziert. Das Individuelle kommt dann assoziativ: welche Bilder legen wir zusammen, um einem Gefühl, das alle kennen, an diesem Ort, zu dieser Zeit, in diesem Menschen gerecht zu werden?“

Eintritt 6 – 8€

Neue deutsche Seltsamkeit

Ab dem 14. Mai 2025 präsentieren wir in der Musikbar Schleuse Zwei im Bilker Bunker regelmäßig literarisches Chaos. Im Rahmen der Reihe „Die neue deutsche Seltsamkeit“ widmen wir uns jenen Texten, die sich nicht länger mit dem Abbilden der Realität begnügen und stattdessen die Grenzen des Erzählbaren ausloten. Wilder Genremix trifft Zukunftsvision. Alternative Wirklichkeit prallt auf digital geprägte Erzählformen. Zuordnungen werden überwunden und machen Platz für gewollte Verwirrung. In den vorgestellten Texten verschwinden Ozeane, werden Datingapps zum Ermittlertool und junge Frauen mit Vandalismus zu Stars im Internet. Wir springen genauso in das Jahr 2130 wie in eine nie dagewesene Vergangenheit. Im Anschluss an die Lesungen und Gespräche bleibt die Bar geöffnet und unterschiedliche DJs präsentieren das passende Musikprogramm.

Gefördert von der Kunststiftung NRW und der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf.