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11. Feb
2026
11 – 22 Uhr

VISUAL MUSIC STUDIES 2026
Eintritt frei

Roger Fry benutzte 1912 erstmals den Begriff »Visual Music« in einem Text über die Arbeit des Malers, Grafikers und Theoretikers Wassily Kandinsky. Kandinsky war Synästhetiker, d. h. er sah beim Hören gleichzeitig – vor seinem inneren Auge – Farben und Formen. Seit 2009 bietet das Institut für Musik und Medien (IMM) der Robert Schumann Hochschule Visual Music als Studienschwerpunkt an. An der renommierten Düsseldorfer Musikhochschule lernen die Studierenden, ihre eigenen Kompositionen vom Konzept bis zur Umsetzung zu visualisieren. Dabei stehen ihnen alle Genres offen – vom analogen Experimentalfilm bis zur generativen, raumgreifenden Medieninstallation.

Die Arbeiten von Varvara Astafeva, Anna Zilinski, Calvin Hasselbring, Amadeus Hertel, Fritz Kasper, Alex Klein, Leo Möhle, Paula Ostermann und Ben Taler entstanden 2025/26 unter der Betreuung von Prof. Dr. Heike Sperling, Marcus Schmickler, Leon Monschauer und Jan Höhe:

Zuhause von Varvara Astafeva – Installation, Länge: ca. 10 Minuten
Die Installation Zuhause von Varvara Astafeva zeigt drei Fenster: eines für die Religion, eines für das Gefängnis und eines für ihre Kindheitserinnerungen. Durch diese drei Perspektiven reflektiert sie, wie Religion als Kontrollinstrument eingesetzt wird und wie ihr ursprünglicher Kern verloren geht – eine Religion, die einst auf Liebe beruhte und heute oft Hass und Ungerechtigkeit dient.
Wie haben Hunderte von Jahren der Repressionen ihr Heimatland geprägt? Wie fühlt es sich an, wenn ein großer Teil der Kultur auf Werten basiert, die aus dem Gefängnissystem stammen – und wohin führt das? Und wie viel davon begreift man erst wirklich, wenn man das Land verlassen hat?
Gleichzeitig fragt sich Varvara Astafeva, wie diese beiden Säulen der russischen Gesellschaft – Religion und Gefängniskultur – mit ihren eigenen Erinnerungen an die Kindheit verwoben sind. Gibt es in all dem etwas Warmes, etwas Schönes? Oder steckt im Heimweh am Ende doch nur das Weh?

Lichtgetriebe von Calvin Hasselbring – Licht-/Soundinstallation
Die Installation Lichtgetriebe von Calvin Hasselbring sucht nach künstlerischem Ausdruck in der unmittelbar analogen Übersetzung von Schallschwingungen in visuell erfahrbare Muster. Synthetische Klänge erzeugen mittels audioreaktiver Konstruktionen aus Lautsprechern, Membranen und Lasern sowohl statische als auch hypnotisch tanzende Lissajous-Projektionen. Dabei verdichten sich die Einzelteile kontinuierlich zu einem musikalischen und visuellen Ganzen mit raumgreifender, tranceähnlicher Atmosphäre.

Sequence von Amadeus Hertel – Musikvideo/Experimentalfilm, Länge: ca. 4 Minuten
Sequence ist ein experimentelles Musikvideo von Amadeus Hertel, in dem Klang zu bewegten Fragmenten und visuellen Impulsen wird. Dafür werden Videoloops mit einfachen, gezeichneten Stop-Motion-Formen kombiniert. Ziel ist eine reduzierte, aber präzise Übersetzung des Sounds in Bewegung.

Artificial Memory von Fritz Kasper – Musikvideo, Länge: ca. 5 Minuten
Das experimentelle Musikvideo Artificial Memory von Fritz Kasper befasst sich mit dem Spannungsfeld von Wirklichkeit und Konstruktion. Erinnerungen entstehen in unseren Köpfen und verändern sich über die Zeit. Emotionen, neue Perspektiven und Erlebnisse verzerren das Bild und formen es zu etwas Neuem. Erinnern wir uns daran, wie es wirklich war? Artificial Memory lädt ein, die Erinnerungen zu hinterfragen und sie als veränderbare Konstruktion neu zu entdecken.

Cuor di Maria von Alexander Klein – Performance, Länge: ca. 10 Minuten
Cuor di Maria (»Tränendes Herz«) ist eine Live-Performance von Fiammetta Ruggiero und Alexander Klein. Die Protagonistin erwacht in einer isolierten, dystopischen Welt und ringt mit Fragen nach Identität und Menschlichkeit. Der in Echtzeit über EKG-Sensoren gemessene Herzschlag der Performerin bedingt sowohl die live gesteuerte Klangebene als auch die visuellen Projektionen. Auf diese Weise wird die innere Reise der Figur versinnbildlicht und bildet die dramaturgische Grundlage der gesamten Performance.

Synchronized Chaos von Leo Möhle – Performance, Länge: ca. 5 Minuten
Die Performance Synchronized Chaos von Leo Möhle beschäftigt sich mit dem Zufall und dem Streben nach Kontrolle. Durch die Interaktion von Nebel und einer hauchdünnen Laserfläche werden die nahezu unvorhersehbaren Turbulenzen in der Luft sichtbar gemacht. Nach einem kurzen Trommelschlag, der die generative Musik und den Nebel in Bewegung versetzt, ist zu beobachten, wie sich Schall und Rauch unkontrolliert in immer neue Muster und Sequenzen entwickeln. Trotz des gemeinsamen Starts schlagen Klang und Nebel ihre eigenen Wege ein und verlaufen sich in unendlichen Möglichkeiten.

Flare von Paula Milena Ostermann – Installation, Länge: ca. 4 Minuten
Die Installation Flare von Paula Milena Ostermann entwickelt eine immersive Choreografie über feministische Selbstermächtigung. Durch rhythmische Bewegungen, wechselnde Lichtlandschaften und eine wachsende Klangstruktur wird ein kollektiver Aufbruch körperlich spürbar. Flare verkörpert Stimmen, die sich erheben und einander stärken. Das Publikum steht im Zentrum dieses pulsierenden Feldes, in dem Verletzlichkeit, Mut, Widerstand und Stärke ineinander übergehen und Zusammenhalt gefeiert wird.

Resonance Survivors von Ben Taler – Videospiel, Länge: max. 10 Minuten
In dem Survivors-like-Videospiel Resonance Survivors von Ben Taler stellst du dich endlosen Wellen von Gegnern. Jede Waffe ist ein Instrument und jeder Angriff Teil einer wachsenden Komposition. Sammle Erfahrung, steige im Level auf und wähle deine Upgrades. Mit jedem neuen Build gestaltest du deinen eigenen Soundtrack.

Robin Hood (of Vampires) von Anna Zilinski – Performance, Länge: ca. 4:30 Minuten
Die Performance Robin Hood (of Vampires) von Anna Zilinski ist eine Form der Selbstermächtigung, die eigene, wohlverdiente Wut anzunehmen und diese schonungslos herauszulassen. Das Persönliche ist politisch, und so ist auch individuelle Wut oft Ausdruck struktureller Ungerechtigkeiten. Die Performance thematisiert die Zugänglichkeit von Chancen und Ressourcen – welche Türen im Leben sich welchen Personen öffnen oder überhaupt erst zeigen – sowie die daraus resultierenden Einflüsse auf Lebensrealitäten.
Allem voran die Frage: Warum macht meine Wut dich wütend?