Translokale

TRANSLOKALE

ABSCHIED DER OBJEKTE

Die Translokale war Teil des interdisziplinären Kunst- und Kulturprojekts Von fremden Ländern in eigenen Städten, das in Kooperation mit MAP, FFT, Tanzhaus NRW, Düsseldorfer Schauspielhaus, Literaturbüro NRW und der Bahnhofsmission von 2017 – 19 im Quartier rund um den Düsseldorfer Hauptbahnhof stattgefunden hat. Die Ausstellung wurde von Jan Wagner kuratiert, eine detaillierte Dokumentation dazu finden Sie hier: translokale.de

Für die Ausstellung wurden 10 Ladenlokale und ein Restaurant zu einem Parcours im Düsseldorfer Bahnhofsviertel verbunden. An diesen Orten wurden die Arbeiten von insgesamt 23 Künstlern präsentiert. Zwischen den Orten waren vier AR-Arbeiten zu sehen, die alle über die Translokale App sowie Schilder/ Targets im öffentlichen Raum sichtbar gemacht wurden. Die App wie die Beschilderung wurde nach Ablauf der Ausstellung entfernt.

 

APP INFO

TRANSLOKALE

Mit der App wurden 3D-Inhalte zwischen den Ladenlokalen angezeigt. Die Positionierung der Objekte reichte von Wandarbeiten, einer freistehenden Skulptur, Videoarbeiten die auf „losen Blättern“ am Boden abgespielt wurden bis hin zu einer frei schwebenden Animation. Alle Objekt würden über Schilder/ Targets ausgelöst. Die App stand für die Dauer der Ausstellung im App Store sowie im Google Play Store als freier Download zur Verfügung. Leitung Jan Wagner, technische Umsetzung Oleg Yushko.




AUSSTELLUNGSKONZEPT

TRANSLOKALE – ABSCHIED DER OBJEKTE

Der Düsseldorfer Hauptbahnhof ist ein klassischer Transitraum mit einer austauschbaren Choreografie aus Handelsketten, Imbissbuden und Kaffeeständen to go. Demgegenüber steht das Bahnhofsviertel mit einer sehr spezifischen Mischung aus Fachgeschäften und internationaler Gastronomie, die eine ganz eigene kulturelle Identität behauptet.

Die Ausstellung Translokale ging von der Topologie dieser Orte aus, die sich in den zugehörigen Gruppen und ihren sozialen Codes fortschreibt. Die künstlerischen Interventionen nutzten die Kontexte, widmeten sie um und griffen damit direkt in die Inszenierungen und sozialen Abmachungen ein, um so beide Seiten in situ neu zu kontextualisieren und sichtbar zu machen.

Neben dem Ortsbezug ist das verbindende Narrativ der Abschied der Objekte. Stadt und Stadtgesellschaft haben sich in den letzten 100 Jahren durch den Abzug der Produktion und das Absterben des Fachhandels gewandelt. Der Online-Handel und die globalisierte Produktion formatieren die Stadt neu. Sie definieren neue Räume, Wege und Funktionen. Die Herstellung von Objekten findet oft nur noch in anachronistisch-kunsthandwerklicher Form statt, die eher ein Lebensgefühl beschreibt als reale Produktionsverhältnisse.

Gleichzeitig rückt eine vollständige Automatisation von Produktion und Handel im Konzept der Industrie 4.0 immer näher, in der die gesamte Wertschöpfungskette von der Rohstofflieferung bis zum Verkauf durch den Online-Handel miteinander vernetz und so weit rationalisiert ist, dass die menschliche Arbeitskraft kaum noch eine Rolle spielt. Hier endet der lange Abschied der Objekte von den Menschen und es beginnt ihr geisterhaftes Eigenleben auf den Produktionsstraßen, Hochregallagern und in den IT-gesteuerten Logistikzentren mit ihren globalen Interdependenzen.

Welche Folgen hat das für die Kunstproduktion, für das Objekt und die Stadt und welche Ableitungen ergeben sich daraus für den Menschen, sein Verhältnis zur physischen Welt und sein Selbstverständnis als produktives Wesen? Diesen Fragen ging die Ausstellung nach, auf der Suche nach den gegenwärtigen Veränderungen, die die Zukunft bereits ankündigen.